Authentizität: Sein schlägt Schein

Authentizität – ein Bestandteil von Werten, eine „eigentlich“ moralische Selbstverständlichkeit mutiert in den letzten Jahren zum Erfolgsschlager schlechthin. Bedeutet doch „authentisch sein“ nichts anderes als echt sein, so zu sein, wie man ist und sich seiner Werte, Überzeugungen, Haltungen, Einstellungen, Wünsche, Bedürfnisse – kurz seiner Selbst bewusst zu sein. Die einschlägige Fachliteratur hat diesen Begriff fast schon inflationär ausgegraben und „verkauft“ diesen nun als neue Weisheit, um erfolgreich am Markt zu bestehen. Hierbei ist die Definition von Authentizität nach Michael Kernis und Brian Goldman die mit am meisten verbreitete.

Die vier Kriterien von Authentizität1

„Die Sozialpsychologen Michael Kernis und Brian Goldman unterscheiden vier Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit man sich selbst als authentisch erlebt:

  • Bewusstsein – Ein authentischer Mensch kennt seine Stärken und Schwächen ebenso wie seine Gefühle und Motive für bestimmte Verhaltensweisen. Dies setzt Selbsterkenntnis durch Selbst- und Fremdwahrnehmung und Selbstreflexion voraus, um sich seiner selbst und seines Handelns bewusst zu werden.
  • Ehrlichkeit – Hierzu gehört, der ungeschminkten Realität, das eigene Selbst betreffend, ins Auge zu blicken und auch unangenehme Rückmeldungen zu akzeptieren.
  • Konsequenz – Ein authentischer Mensch handelt nach seinen Werten und Überzeugungen. Das gilt für die gesetzten Prioritäten und auch für den Fall, dass er sich dadurch Nachteile einhandelt. Kaum etwas wirkt verlogener und unechter als ein Opportunist.
  • Aufrichtigkeit – Authentizität beinhaltet die Bereitschaft, sein wahres Selbst, mit seinen positiven wie negativen Seiten, in sozialen Beziehungen offen zu zeigen und nicht zu verleugnen.“

Dass diese Erkenntnis nichts neues ist, zeigt dieses Zitat von Epiktet:
„Mache dir selbst zuerst klar, was du sein möchtest; und dann tue, was du zu tun hast.“2

Oder um es anders mit den Worten von Christian Friedrich Hebbel zu sagen:
„Jedenfalls ist es besser, ein eckiges Etwas zu sein, als ein rundes Nichts."3

Authentizität als Ergebnis von Selbstreflexionen: „Erkenne Dich selbst“

Um authentisch zu sein, sich seiner Identität, seiner Persönlichkeit, seiner Werte bewusst zu werden, gehört ein gehöriges Maß an Selbstreflexionen dazu. Wer bin ich? Was will ich? Was denke ich? Was fühle ich? Welche Meinung habe ich? Welche Werte sind für mich stimmig? Welche Überzeugungen vertrete ich? Kann ich zu Fehlern stehen? Wie gehe ich mit negativer Kritik um?

Viele Fragen zum Thema Authentizität, auf die jeder eine andere Antwort hat. Wichtig sind hier drei Dinge:

  • Wenn man seine Antworten gefunden hat, sollte man konsequent zu ihnen stehen und sie bei Gegenwind verteidigen. Schlimm wäre, hier plötzlich zum Fähnchen im Winde zu werden.
  • Nichts ist statisch. Zur Persönlichkeitsentwicklung gehört dazu, dass sich manche Antworten ändern. Dies sollte man zulassen und auch hinter diesen stehen.
  • Wer selber authentisch ist und treu und ehrlich seinen Standpunkt vertritt, sollte unbedingt Toleranz gegenüber anderen zeigen. Schließlich erwartet man diese auch von seinem Gegenüber.

Authentizität – die Grundlage für Personal Branding

Besonders im Personenmarketing ist „authentisch sein“ ein nicht zu diskutierender Bestandteil. Im Personal Branding ist der Mensch die Marke. Wer da inszeniert, sich anders darstellt als er ist, verliert das Vertrauen seiner Kunden. Ist bewusste Täuschung doch Betrug. Wer möchte schon betrogen werden. Als Personal Brand steht die Persönlichkeit des Menschen mit allen Ecken und Kanten, mit ihren Werten und Haltungen, mit ihren Überzeugungen und eigenen Charaktereigenschaften im Rampenlicht. Diese öffentlich gemachte Authentizität schafft Verbundenheit mit den Kunden, Vertrauen und eine unschätzbare Nahbarkeit.

Lesen Sie mehr zu dem Thema Authentizität, Werte und authentisch sein in dem „Das große Personal Branding Handbuch“ von Ben Schulz.

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Authentizit%C3%A4t
2 https://www.zitate.eu/autor/epiktet-zitate/165824
3 https://www.aphorismen.de/zitat/7071


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